Wie alles begann ...

Ursprünglich gab es da nur die Erzählung von meinem Freund Sebastian, er habe sich mit dem Modellheli-Virus angesteckt, als er als Junge in einem Hegi-Modellbaukatalog eine Schlütercobra gesehen hatte. Später fand er dann in Zürich ein damals sehr günstiges Exemplar, daß er sich als Schüler aber vom Taschengeld nicht leisten konnte. Das muß Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gewesen sein. In den 90er Jahren kamen wir dann beide nacheinander auf das Hirobo Shuttle und versuchten uns mit den ersten Schwebeflügen. Mit Ende des Studiums wurde das Geld mehr und der Mut größer. Irgendwann kam die Frage von Sebastian "Weißt Du, ob es irgendwo noch eine Schlütercobra gibt? Eigentlich hätte ich jetzt gerne eine." Wir hatten inzwischen beide das Buch "Hubschrauber ferngesteuert" von Dieter Schlüter verinnerlicht und waren von dessen damaligen Leistungen schwer beeindruckt. Aber nach so langer Zeit eine Cobra aufzutreiben - fast unmöglich.

Ein Freund meldete sich, ein Modellbaugeschäft in Stuttgart habe mal eine Schlütercobra als Blickfang gehabt - aber die Information war nicht mehr nachvollziehbar. Dann hieß es, das eine oder andere Museum habe ein Exemplar. Aber auch hier verlief die Begeisterung ob der Entfernungen im Sande.

Schließlich bat mich Ende der 90er Sebastian darum, in meinen Fachzeitschriften auf Angebote von Schlütercobras zu achten. Er selbst suchte die Anzeigenblätter im Internet durch. Allerdings waren den Kosten Grenzen gesetzt, so daß ein restauriertes Exemplar nicht in Frage kam.

Dann endlich, Anfang 2000 eine Anzeige im ROTOR : "Schlütercobra abzugeben". Sofort sagte ich Sebastian bescheid. Dieser setzte sich mit dem Verkäufer in Verbindung - und nach einigen Tagen erhielt er ein riesiges Paket ...

"Die Schlütercobra ist da! " Ich musste natürlich sofort angucken gehen - die Beschreibung allein der Abmessungen erschien schon faszinierend, und der Zustand sollte auch ziemlich gut und fast vollständig sein. Bei genauer Betrachtung fand sich eine fast flugbereite Maschine, allerdings mit nur einem Rotorblatt und ohne Landegestell, aber in recht guter Erhaltung - und knallrot! Aber zwei wichtige Sachen fehlten - die Bauanleitung und der Bauplan.

Jetzt brach nach fast dreissigjähriger Inkubationszeit der Schlütercobra-Virus bei Sebastian endgültig durch. Er beschloss, die Maschine so original wie möglich herzurichten. Über das Internet konnte er Bauplan und Anleitung auftreiben - als Kopie von Horace Hagen aus Amerika. Dieser war der erste, der dort mit einer Schlütercobra flog. Weitere Kontakte, schließlich auch mit Herrn Schlüter, halfen, das Alter des Modells ziemlich genau zu bestimmen - es stammt wohl aus einer der ersten Serien.

Da eine gründliche Restaurierung auch die Überarbeitung des Rumpfes mit sich brachte, kam endlich auch ich ins Spiel. Aus technischen Gründen erfolgten die GfK-Arbeiten in meiner Werkstatt. Und dabei habe ich mich angesteckt ...

Einige Wochen später - eine e-mail von Sebastian : "Im Sperrmüll war eine Anzeige, wo jemand eine Schlütercobra anbietet". Ich meldete mich umgehend bei dem Herrn und bekam auch die Zusage, das Modell zu einem guten Preis zu erhalten. Leider konnte der Herr seine Zusage aus familiären Gründen nicht einhalten - aber ich hatte Blut geleckt.

Im ROTOR erschien später ein Artikel über eine Restaurierung einer Schlütercobra. Und dann eine Anzeige für einen Rumpf - aber nur ein Rumpf und noch dazu aus dem Ausland - das war es mir dann doch nicht wert.

Wiederum durch Sebastian machte ich Bekanntschaft mit ebay und seinen Möglichkeiten. Dort wurde eine Schlütercobra mit Heimmechanik angeboten - zu einem stolzen, aber wohl angemessenen Preis. Nicht mein Fall, aber immerhin ...

Dann, nach einigen Wochen - wieder eine Schlütercobra. Der Zustand mittelprächtg, auf Nachfrage anscheinend ohne Mechanik, aber da der Preis stimmte, hätte ich sie gerne gehabt. Leider war ich gerade am Ende der Auktion verhindert - und wieder gingen meine Hoffnungen baden.

Anfang Februar 2001 war es dann soweit : noch eine Schlütercobra, diesmal in gebrauchtem Zustand. Aber vollständig und mit vielen Ersatzteilen. Also wieder beobachet - und am Ende durch nichts ablenken lassen! Und siehe da - diesmal hat es geklappt.

Eine Hegi-Cobra mit Waffenträgern, Foto : P. Klauke

© Uwe Jantzen 9.08.21