Restaurieren einer Huey Cobra von Kalt

12.2.2020
Diese Huey Cobra 450 wurde von der japanischen Firma Kalt als Bausatz vertrieben. Dieter Schlüter hatte dafür eine Lizenz an Kalt vergeben.

Anscheinend gibt es in Deutschland nur noch zwei dieser Cobras, eine dritte ist vor Jahren verkauft worden und verschollen. Eine Verkaufsanzeige für die andere Cobra trat eine ganze Lawine von Aktivitäten los.
Zuerst rief ich den Verkäufer an, um nach den Unterlagen zu fragen. Ein Kauf seiner Maschine kam für mich nicht in Frage, da sie schon top hergerichtet und auf Elektroantrieb umgerüstet war (Video). Unterlagen hatte der Herr auch nicht, aber es entwickelte sich ein nettes langes Gespräch. Evtl. bekomme ich eine Haube für meine Cobra tiefgezogen.

Bei einem Gespräch mit Achim Krüger (holzblaetter.de) kamen wir auch auf die Kalt Cobra zu sprechen. Er bat mich darum, sie auf der Rotor-Live 2020 zum Vergleich mit der "gängigen" Schlüter-Cobra auszustellen. Und da ich ohnehin dort hin fahre und Iffezheim ja fast "um die Ecke" liegt, mache ich mich jetzt ans Herrichten.
Eine komplette Restaurierung habe ich allerdings erstmal nicht vorgesehen. Dazu fehlen dann doch zu viele Teile um sie in der kurzen Zeit (vier Wochen) zusammen zu bekommen.

14.2.2020
Inzwischen habe ich auf VRHC Unterlagen zu meiner kleinen Cobra gefunden. Es ist also definitiv eine "Kalt Huey Cobra 450".

Zuerst wird mal der aktuelle Zustand dokumentiert.

Zur Vorbereitung des "Wiederaufbaus" zerlegte ich das Modell zunächst einmal.
Das Chassis mit dem Getriebe und der Luftführung (aus Metall !) ist schnell ausgebaut. Auch der Heckrotor macht wenig Aufwand, vor allem, da die Antriebswelle samt Kupplungshülsen fehlt.

Der Hauptrotor ist ein alter Bekannter. Die Wippe hat keine Schlaggelenke und ist schwarz gespritzt. Die Paddel sind aus Kunststoff.

Schließlich sieht alles aus wie der Inhalt eines Baukastens.

Die Kühlluftführung habe ich abgeschliffen. Das Oberteil ist aus Metall. Es wird bei Gelegenheit noch sandgestrahlt, weil ich an einige Roststellen nicht herankomme. Das Unterteil ist aus Polyester-GfK, dem Geruch beim Schleifen nach zu urteilen.

16.2.2020
Heute konnte ich das Metallteil der Kühlluftführung sandstrahlen. Der Rest Farbe und der Rost waren schnell weg. Dann noch auf der Maschine kurz überschliffen und schließlich entfettet. Und weil es so schön warm war, habe ich auch noch Chassis und Hauptrotorwippe abgeschliffen. Zum Schluß spritze ich die Kühlluftführung komplett Metallic-Silber, wie vorher, und die anderen Teile matt schwarz.

19.2.2020
Inzwischen sind alle lackierten Teile getrocknet.
Ich habe mich als nächstes an den Heckrotorantrieb gemacht. Im Fundus fand ich eine passende Flexwelle. Nur die Kupplungshülsen sind Mangelware. Deswegen ging ich endlich mal an meine Drehbank, um als mein allererstes Dreh-Projekt neue Kupplungshülsen zu anzufertigen. Das hat einigermaßen gut geklappt, dafür, daß ich sowas vorher niemals gemacht hatte.
Dann zerlegte und reinigte ich den Heckrotor. Das größte Problem war eigentlich, die gelbe Farbe vom Gehäuse und der Steuerkulisse zu bekommen, ohne allzuviele Kratzer zu hinterlassen. Beim Zusammenbau gabs noch neue Schrauben und die fehlenden Stellringe sowie Fett für die Blattlager und die Kegelzahnräder. Das Gesamtergebniss kann ich so verbauen.

21.2.2020
Der Rumpf hat einige schadhafte Stellen, die leider ziemlich auffallen. Lackabplatzer, Kratzer und abgescheuerte Farbe. Das schliff ich alles sauber und füllte die Löcher anschließend mit 2K-Spachtel. Die gelbe Farbe sieht nach meinem Farbfächer aus wie RAL 1003, also ließ ich mir eine Dose davon anmischen..
Der Spachtel ist heute ausgehärtet, also schliff ich die Stellen bündig zum Rest des Rumpfes und lackierte sie dann. Die Hoffnung, daß diese Stellen nicht auffallen, hat sich leider nicht erfüllt. Bei Tageslicht ist der neue Lack etwas heller als der alte. Mal sehen, was ich da noch machen kann.

Bei Aufräumen fand ich die originale, schwarze Taumelscheibe und den passenden Mitnehmer wieder. Letzterer muss aber noch schwarz gemacht werden.

23.2.2020
Von Achim Krüger bekam ich gestern einen passenden Webra 6,5 cm³ mit Schalldämpfer - über Nacht! Den Dämpfer reinigte ich mit Scheuerpulver und Wurzelbürste, deswegen sieht er schon heller aus als der Motor.

Damit die Cobra auf eigenen Beinen stehen kann, brauchte ich ein halbwegs passendes Kufengestell. Das Trainingsgestell aus 4,5 mm-Stahdraht zu löten war mir dann doch zu aufwendig - vielleicht mache ich das später mal.
Bei meinen alten Cobrateilen fand ich noch zwei Kufenbügel ohne Zubehör. Zwar nicht in mit gleichen Biegung und auch unterschiedlich lang, aber immerhin. Nach viel Probieren mit Zurechtbiegen im Schraubstock und übers Knie waren die Bügel dann weitestgehend von gleicher Form. Die überstehenden paar Millimeter des längeren Bügels fielen der Metallsäge zum Opfer.
Die Kalt-Cobra hat ein merklich schmaleres Chassis als die Hegi-Cobra. Also musste ich noch neue Befestigungslöcher sowie die beiden Löcher für das Kufenhalteblech in die Bügel bohren.
Die Kufen sind aus 12 mm-Alurohr selbst gebogen. Das dünne Rohr passt besser zu der kleinen Cobra als die 15 mm-Kufen.

Das Getriebe reinigte ich nur mit Bremsenreiniger von altem Schmutz. Zusätzlich spülte ich es innen durch, ohne daß dabei Öl zu erkennen gewesen wäre. Das gibt es dann später, bevor der Gesamtaufbau erfolgt.
Nun durften alle vorhandenen Teile auf dem Chassis Platz nehmen.

Dabei stellte sich heraus, daß das vorgesehene Lüfterrad viel zu groß ist, es passte nicht in die Kühlluftführung. Auf der Drehbank reduzierte ich den Durchmesser auf 62 mm, dann passte es.

Schließlich brauchts auch noch einen Kupplungsläufer. Der fand sich, völlig verrostet, ein einer alten Kiste. Mit der Stahldraht-Bürste kommt der gröbste Rost weg, dann gehts über Nacht in Rostumwandler-Lösung von einem Auto-Restaurator. Am nächsten Morgen ist kein Rost mehr zu sehen, nur eine dunkle Patina. Die geht mit einem Lappen ab. Dann kommt nochmal die Stahldraht-Bürste zum Einsatz und schließlich Fett in das Lager. Das Ergebnis sieht aus wie neu.

28.2.2020
Mir ist eben meine Bügelfolie zu Gesicht gekommen, also entschloss ich mich, die Hauprotorblätter wieder schön zu machen. Weiße Klebefolie erschien mir nicht passend, also wählte ich schwarz. Mit den roten Blattenden und der glänzenden Oberfläche machen die Blätter wieder richtig was her.

Um das Lüfterrad einigermaßen auf den Motor montieren zu können, brauchte ich eine zusätzliche Alubuchse. Die Kurbelwelle hat ¼" Durchmesser, die Bohrung im Lüfterrad 10 mm. Ein passend aufgebohrter Alurundstab wurde abgelängt und auf der Drehbank noch etwas versäübert. Jetzt passen Lüfterrad und Kupplung auf den Motor.

Zwischendurch habe ich mir aus 0,5 mm Eisenblech schon mal die Rohlinge für die Kufenschellen geschnitten. Mit einer Blechschere ging das leider völlig schief, eine ganz normale Küchenschere brachte viel bessere Ergebnisse.

Der Rotorkopf, den ich bei der Cobra gefunden hatte, entspricht einer Version von Hegi, ohne Schlaggelenke. Im Bauplan ist aber ein Kopf nach Schlüterschem Entwurf abgebildet. Beim Suchen nach anderen Sachen fiel mir in einer Schublade ein solcher Kopf in die Hände.
Ich habe ihn gesäubert, die Kugellager wieder gängig gemacht und die Aluteile schließlich passend zur Taumelscheibe schwarz gespritzt. Beim Zusammenbau gabs dann noch lange Inbusschrauben statt der Gewindebolzen und schwarze Muttern aus der Eratzteilkiste eines Hirobo Shuttle. So sieht der Kopf einfach schicker aus.

Zum Bohren und Biegen der Kufenschellen machte ich mir aus einem 20 x 5 mm-Alustab eine Matrize. Die Blechrohlinge wurden mit der Miniflex auf Maß gebracht und die Kanten versäubert (sonst gibt es schnell mal 'nen Schnitt im Finger). Anschließend bohrte ich die Löcher. Das Biegen im Schraubstock ging recht schnell von der Hand:
- zuerst die Befestigungslaschen um ca. 45° anwinklen
- dann mit einem Kufenrohr mittig in die Schelle eine Mulde drücken
- die Schelle mit dem Schraubstock und dem eingelegten Kufenrohr sanft zusammendrücken
- schließlich mit dem Schraubstock die Befestigungslaschen kräftig zusammendrücken. Dabei sorgt das eingeschobene Kufenrohr für die richtige Rundung und die Alumatrize zwischen den Laschen für deren richtigen Abstand.
Beim Zusammenbau des Kufengestells passten dann doch nicht alle Löcher ganz exakt, aber mit ein wenig sanfter Gewalt ging es dann zusammen.

Nachdem die Cobra endlich sicher auf eigenen Beinen stand, baute ich den Heckrotor samt Antriebswelle ein.

Ich möchte noch einige wichtige Anmerkungen zum Einbau des Heckrotors machen. Sonst schraubt man, wie ich, die Hälfte der Teile immer wieder ab und dran.
Die folgende Montage-Reihenfolge ist die einzig Erfolg versprechende:

  1. Die Kupplungshülse für biegsame Welle (FLEXI SHAFT JOINT, 02914) auf die Getriebeausgangswelle schieben
  2. Die biegsame Welle (FLEXIBL SHAFT, 20410) in das Führungsrohr einziehen und am Heck ca. eine Handbreit hervor schauen lassen
  3. Die Kupplungshülse (TAIL JOINT, 00411) an der Heckrotoreingangswelle befestigen
  4. Diese Kupplungshülse auch an der biegsamen Welle befestigen und sichern
  5. Den Heckrotor (TAIL GEAR BOX, 20400) einsetzen und dabei die biegsame Welle in die Kupplungshülse am Hauptgetriebe führen
  6. Den Heckrotor mit der Steuerstange (PC LEVER, 20506) zentrieren und festschrauben
  7. Die Kupplungshülse auf der biegsamen Welle und auf der Getriebeausgangswelle sichern
08.03.2020
Das neue Metallkufengestell sollte besser zum Rest der Cobra passen. Deswegen grundierte ich es der Farbhaftung wegen. Dann wurden die Bügel in Gelb und die Kufen in rot gestrichen. Letzteres ging wegen falschem Verdünner im Lack leider schief, der Lack war hin. Kurz entschlossen schwenkte ich auf schwarze Kufen um. Sieht auch nicht schlecht aus.

So kam die "Aufhübschung" dem Ziel wieder einen Schritt näher.

Als nächstes musste endlich eine neue Kabine her. Der Rahmen ist eine Laubsäge-Arbeit aus 4 mm dickem Sperrholz, das passenderweise schon in der Werkstatt herumlag.
Eigentlich wollte ich die Haube selber tiefziehen. Das habe ich aus Zeitgründen und weil ich davon keine Ahnung habe, erstmal verworfen. Zufällig fand ich eine ziemlich gut passende Haube ohne dazugehörende Cobra hinter anderen Teilen. Diese Haube passte ich noch etwas an den Kabinerahmen an.

Das Chassis mit dem Antriebsstrang ist komplett montiert. Für die Schrauben zur Befestigung der Kühlluftführung musste ich die schon vorhandenen Löcher im Rumpf aus 5,5 mm aufbohren. Man kommt von oben nicht an die Schraubenköpfe heran. Das ist im Bauplan auch so vorgesehen.

Weil so schönes Wetter war, wollte ich ohnehin auf den Flugplatz. Also steckte ich kurzerhand alle bis dato fertigen Teile zusammen und dokumentierte den aktuellen Stand.

9.3.2020
Die Kabinenhaube ist fertig. Den Rahmen lackierte ich schwarz, und mit schwarzen Schrauben von einem alten Hirobo Shuttle ließ sich die Verglasung schön auf dem Rahmen befestigen.
Als Verschluß setzte ich vorne in den Rumpf einen normalen Kabinenhaubenverschluß ein, der schon mindestens 25 Jahre originalverpackt in einer Schublade schlummerte. Hinten hält ein Dübel aus 4 mm-Buchenrundholz die Haube am Rumpf.
Nun lackierte ich noch ein paar restliche Stellen in Gelb.

10.3.2020
Über Nacht ist der der gelbe Lack getrocknet.
Ich fand zwei alte Simprop-Servos, die in die alten Servo-Halterungen passen. Also setzte ich die Halterungen für die Taumelscheibenservos mit neuen Schrauben wieder ein. Die Steuergestänge fertigte ich aus Resten alter Gestänge an. Ablängen und neue Gewinde schneiden finde ich besser als Wegwerfen.
Auch die Servos für Heckrotor- und Motorsteuerung fanden ihren Platz. Den originalen Steuerdraht fürs Heck benutze ich weiter. Den Motor steuere ich zunächst mal nicht an, er ist nur Attrappe.

Zum Vervollständigen kamen jetzt noch ein Schalter und der Tank (leider fehlt der Deckel) in den Rumpf und der Schalldämpfer an den Motor. Die Haupt- und Heckrotorblätter befestigte ich mit neuen Schrauben und Muttern. Wie im Plan kommen die Muttern nach oben bzw. außen.

Damit ist die Renovierung der Kalt-Cobra (zunächst) abgeschlossen.

14.3.2020
Bei schönem Flug-Wetter habe ich auf dem Flugplatz noch ein paar Fotos der kleinen Cobra gemacht.

22.11.2020
Nach erfolgloser Wühlerei in meinen verschiedensten Elektronik-Kisten habe ich mir endlich die Ladebuchse (Laustprecherbuchse) im Elektronikhandel mitbestellt. Sie ist nur als Attrappe eingebaut.

Frühjahr 2021
Ich habe die Cobra an einen Sammler in Östereich verkauft.

© Uwe Jantzen 25.06.23